Palliativmedizinische Betreuung

In den letzten Abschnitten des Lebens sind die meisten von uns auf Unterstützung angewiesen. Im Alter bedarf es oft der Hilfe von Angehörigen oder Betreuungskräften, um den Alltag zu meistern. Im Fall von Krankheit werden oft auch Pflegekräfte auf den Plan gerufen, da die Kraft und Zeit der Familienangehörigen für die nötige Unterstützung meist nicht ausreicht. Kleine und auch größere Hilfestellungen können dafür sorgen, dass der eigene Tagesablauf dennoch zufriedenstellend ausfällt und das Leben mit all seinen möglichen Einschränkungen noch lebenswert ist. Doch was, wenn die Gesundheit so weit eingeschränkt ist, dass eine Besserung nicht mehr in Sicht ist? Wenn eine unheilbare, fortschreitende Erkrankung die Lebenskräfte so weit einschränkt, dass die verbleibende Lebenszeit nur noch unter körperlichen und emotionalen Schmerzen verbracht wird, ist palliativmedizinische Betreuung nötig.

Was verbirgt sich hinter dem Begriff “palliativ”?

Der Begriff “palliativ” leitet sich vom lateinischen Grundwort “pallium” ab und weist auf den ganzheitlichen Aspekt der palliativen Betreuung bzw. Versorgung hin. Er lässt sich mit “mantelartiger Überwurf” übersetzen und beschreibt damit das Anliegen, einen schwerstkranken Menschen zu beschützen. Palliativpatienten kämpfen mit fortschreitenden unheilbaren Krankheiten wie beispielsweise Krebs, Parkinson oder Demenz. Wenn die Lebenserwartung durch solche oder andere Erkrankungen begrenzt ist, weil heilende Maßnahmen nicht mehr greifen, wird eine Palliativversorgung nötig. Sie sorgt dafür, dass Symptome gelindert und unnötiges Leiden verhindert werden.

Was genau leistet die palliativmedizinische Betreuung?

In der palliativmedizinischen Betreuung steht die ganzheitliche Betreuung von Schwerstkranken mit absehbarer Lebenserwartung im Vordergrund. Durch die umfassende Zuwendung und Linderung von Schmerzen und weiteren Beschwerden soll der Betroffene so gut wie möglich entlastet werden. Dabei spielen seine persönlichen Bedürfnisse eine tragende Rolle, sodass auch in den letzten Phasen seines Lebens noch an Lebensqualität gewonnen werden kann. Auch die Angehörigen eines Schwerstkranken oder Sterbenden werden nicht außer Acht gelassen und erhalten praktische wie emotionale Unterstützung in dieser schwierigen Zeit. Ärztliche Spezialisten und Pflegefachkräfte sowie ambulante Pflegedienste, die auf die Palliativversorgung spezialisiert sind, stehen koordinierend und beratend zur Seite oder übernehmen die komplette Versorgung des Schwerstkranken.

Ziel der palliativmedizinischen Betreuung

Werden Symptome schnell erkannt und behandelt, so lässt sich auch die Lebensqualität Schwerkranker und Sterbender verbessern. Meist ist neben den körperlichen Beschwerden auch hohes psychisches Leiden vorhanden. Herausforderungen wie der Verlust sozialer Kontakte und finanzielle Einbrüche setzen dem Betroffenen zusätzlich zu. Deshalb hat es sich die palliativmedizinische Betreuung bzw. Versorgung zur Aufgabe gemacht, in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Einrichtungen wie Krankenhäusern, Pflegediensten, Palliativstationen, Sozialarbeiter, Seelsorger und Physiotherapeuten auf verschiedenen Ebenen für den Schwerstkranken da zu sein. Dabei steht die Würde des Einzelnen im Mittelpunkt, weshalb seine Autonomie geachtet und beachtet wird.

Offene Anliegen klären

Eine palliativmedizinische Betreuung sorgt dafür, dass die letzten Angelegenheiten eines schwerkranken, sterbenden Menschen geregelt werden. Häufig machen offene Anliegen und Notwendigkeiten es einem Betroffenen schwer, in die letzte Ruhe zu finden. Hier erfahren sie die nötige Unterstützung, gegebenenfalls unter Einbeziehung von Verwandten. Viele Menschen wünschen sich außerdem, zu Hause zu sterben und dass ihre Angehörigen in ihrer Nähe sind. Dieser Wunsch wird durch die Hilfe einer palliativen Betreuung ermöglicht, ebenso wie der Wunsch mancher Sterbender, allein zu sein. Gläubige erfahren außerdem, dass sie auch mit ihrem Glauben in den letzten Tagen und Stunden ihres Lebens nicht allein sind. Das gemeinsame Sprechen von Gebeten gehört deshalb mit zu den Aufgaben einer palliativen Betreuungs- und Pflegekraft.

Belastende Symptome lindern

Beschwerden wie Übelkeit, Appetitlosigkeit, Schwindel, Atemnot oder Müdigkeit können es dem Betroffenen unmöglich machen, seine restliche Lebenszeit ohne Qual wahrzunehmen. Die palliativmedizinische Behandlung durch Ärzte oder Pflegefachkräfte versucht daher, solche Symptome medikamentös zu lindern, sodass Entspannung eintritt. Da Spätfolgen nicht mehr berücksichtigt werden müssen, können gut wirksame Medikamente so eingesetzt werden, dass bestmögliche Linderung entsteht.

Die Pflege sichern

Selbstverständlich müssen auch die rein pflegerischen Aspekte gesichert sein, um die Lebensqualität von schwerstkranken, sterbenden Menschen zu erhöhen. Geschulte Fachkräfte aus der Palliativmedizin oder einem spezialisierten Pflegedienst übernehmen beispielsweise die tägliche Körperpflege und einfache Verbände. Sie helfen dem Betroffenen beispielsweise bei der Nahrungsaufnahme, sorgen für seine richtige Lagerung im Krankenbett und prüfen das Raumklima. Massagen und leichte Mobilisierungsmaßnahmen können zudem dazu beitragen, dass der Kranke seinen Alltag weniger beschwerlich wahrnimmt.

Der seelische Beistand

Nicht zu unterschätzen ist der seelische Beistand, den der Betroffene doch vor allem auch die Angehörigen durch eine palliativmedizinische Betreuung erfahren. In den letzten Abschnitten des Lebens können bisher scheinbar kleine Dinge große Bedeutung für den Sterbenden haben. Solche Dinge zu erkennen und dafür zu sorgen, dass sie ernst genommen werden, ist eine Aufgabe der palliativmedizinischen Betreuungskraft. Die angemessene Beschäftigung mit dem Betroffenen und seinen Angehörigen kann zumindest für einige Momente die Sorgen und Ängste lösen.

Offene Anliegen klären

Oft entstehen für den schwerstkranken Menschen und seine Angehörigen gewisse finanzielle Nöte, die geklärt werden müssen. Der Kontakt mit Krankenkassen, Rententrägern, Arbeitgebern und anderen Stellen kann durch die palliativmedizinische Betreuung erfolgen. Sie verfügt über Kontakte zu Institutionen, die hierfür entsprechende Fachkräfte bereithält.

Phasen der palliativmedizinischen Versorgung

Die palliativmedizinische Betreuung kann sich über mehrere Monate bis Jahre erstrecken. Abhängig vom Erkrankungsbild und den Symptomen ist eine Antragstellung auf eine palliativmedizinische Versorgung bereits früh möglich. So kann unnötiges Leiden rechtzeitig verhindert und dem Leben des Betroffenen mehr Qualität verliehen werden. Nach Jonen-Thielemann wird die palliativmedizinische Versorgung in vier Phasen unterteilt.

Erste Phase – Rehabilitationsphase

Sie kann sich über mehrere Monate oder auch Jahre erstrecken. Trotz schwerwiegender Erkrankung kann mit guter Symptombehandlung für viele Betroffene ein verhältnismäßig normaler Alltag erreicht werden.

Zweite Phase – Präterminalphase

Sie beträgt meist mehrere Wochen bis Monate. Während dieser zweiten Phase wird der Alltag für den Betroffenen mehr und mehr eingeschränkt. Die medikamentöse Schmerztherapie muss hier meist verstärkt werden. Der schwerstkranke Mensch beschäftigt sich intensiver mit Gedanken über den Tod.

Dritte Phase – Terminalphase

Die Terminalphase, die wenige Tage bis Wochen dauert, ist von deutlichen Einschränkungen und innerem Rückzug gekennzeichnet. Der Betroffene ist bettlägerig und muss weiterhin intensiv betreut werden. Auch die Angehörigen benötigen in dieser Phase meist besonderen Zuspruch.

Vierte Phase – Sterbephase

Die vierte Phase umfasst wenige Stunden bis Tage. Der Sterbende wird in dieser Zeit achtsam und liebevoll begleitet, um ihm den Übertritt so leicht wie möglich zu machen.

Der große Wert einer palliativmedizinischen Betreuung

Der Dienst einer palliativmedizinischen Betreuung ist kaum zu ersetzen. Sowohl für einen schwerkranken Menschen, dessen Lebenstage gezählt sind, als auch für seinen Angehörigen bietet sie eine unersetzliche Hilfe. Diese kann oft so frühzeitig in Anspruch genommen werden, dass größeres Leid zu verhindern ist. Krankenkassen und palliativmedizinische Einrichtungen und Pflegedienste geben gerne weitere Auskünfte.

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