Interview von O. K., MDR Journalistin von 27.03.2019 zur 24 Stunden Pflege aus Osteuropa

Am 27.03.2020 schrieb O. K.:

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich bin Journalistin und arbeite für den MDR an einer Geschichte darüber, wie nun Pflegekräfte aus Osteuropa aufgrund von Corona in ihre Heimatländer zurückkehren – und welche Folgen das für die Pflegebedürftigen in Deutschland hat. Deshalb schreibe ich gerade professionelle Vermittlungsagenturen wie Betreuung GmbH an, um herauszufinden, wie groß die Auswirkungen tatsächlich sind. Meine Fragen an Sie wären:

Wie stark spüren Sie bei betreuung.com die Folgen der Corona-Krise?

Resignieren tatsächlich viele Pflegekräfte und fahren in ihre Heimatländer zurück?

Gelingt es jetzt noch, neue Pflegekräfte zu vermitteln?

Können Sie die Auswirkungen vielleicht sogar schon in Zahlen fassen?

Vielen Dank vorab!

Beste Grüße,

O.K.

Fragen der Journalistin:

Wie stark werden die Folgen der Corona-Krise bei der Betreuung-GmbH empfunden?

Antwort:

Die Situation mit dem Corona Virus hat enorme Auswirkungen auf die 24-Stunden-Betreuungs-Industrie. Unsere Branche ist eine von denen, die am stärksten betroffen ist, da es sich um grenzüberschreitende Reisen handelt. Normalerweise wechseln die 24 Stunden Pflegekräfte im Allgemeinen innerhalb von 2 -3 Monaten ihre Schichten und fahren häufig über die Grenze.

Momentan können Grenzen überschritten werden, dazu bedarf es jedoch einen triftigen Grund. So gibt es Grenzkontrollen und die Grenzbeamten sind dazu angehalten nach den Gründen zu fragen, wenn eine Person die Grenze übertritt. Das Schengen-Abkommen ist sozusagen momentan aufgehoben. Dadurch entstehen Unmengen von Fragen an den Grenzen, die schließlich sehr unangenehm sind, dies betrifft auch unsere 24-Stunden-Betreuer. Das ist ein Grund für die Pflegekräfte, die Aufnahme neuer Fälle anzutreten oder aktuelle Fälle zu verschieben.

Der Hauptgrund ist jedoch für die Betreuer, die Angst, sich mit dem Virus zu infizieren. Auch gibt es die wichtige Tatsache, die signifikant negative Auswirkungen des COVID 19 auf die 24-Stunden-Pflege hat, dass jeder Betreuer, der in sein Heimatland zurückkehrt, sich in eine 14-tägige Quarantäne begeben muss. Es ist natürlich nicht angenehm, zu Hause eingesperrt zu sein und mit strafrechtlichen Folgen oder hohen Geldstrafen rechnen muss, wenn die Quarantäne verletzt wird.

Es gibt also sehr viele gute Gründe, für die Pflegekräfte, ihre Arbeit in Deutschland zu verschieben.

Auch ist es wichtig, zu erwähnen, dass viele Kunden ihre Verträge kündigen, weil sie Angst haben, dass neue Pflegekräfte eventuell mit einem Virus ihre Liebsten anstecken könnten. Wir wissen ja, dass das Virus besonders gefährlich für alte Menschen und Menschen mit chronischen Krankheiten betrifft, genau diejenigen, die auf tägliche Pflege und Unterstützung angewiesen sind.

Die Folgen der Korona-Krise bei der Betreuung GmbH sind sehr groß. In den vergangenen 10 Tagen haben wir fast alle neuen Verträge gekündigt. Die Quote liegt bei fast fünfzig Prozent der gekündigten Verträge, eine Hälfte Betreuungskräfte, die sich weigern zu reisen und die andere Hälfte von Kunden, die Angst haben, einen neuen Betreuer wegen einer etwaigen Infektionsgefahr, einzustellen. Jedoch suchen die Pflegebedürftigen, deren Vertrag außer Kraft getreten ist, weiterhin nach Pflegepersonal und wir haben zum jetzigen Zeitpunkt große Schwierigkeiten, Betreuer zu finden.

Da sich der Rückgang von Kunden hier bei der Betreuung GmbH auf unser Einkommen auswirkt, mussten wir bereits die Krise „optimieren“. „Optimierung“ bedeutet jedoch in diesem Fall nichts Gutes. Es bedeutet, dass wir die Werbung kürzen, um finanzielle Ressourcen zu sparen. Der nächste Schritt wäre die Entlassung eines Teils unserer Bürokräfte, sowie die Kündigung von anderen Dienstleistungen und Lizenzen, die wir derzeit in Anspruch nehmen. Dies ist eine dramatische Situation in der 24-Stunden-Industrie.

Resignieren tatsächlich viele Pflegekräfte und fahren in ihre Heimatländer zurück?

Antwort:

Ja, absolut. Etwa 80 Prozent unserer regelmäßigen Betreuer, die häufig nach Deutschland reisen, um die Pflegebedürftigen zu betreuen, verschieben derzeit ihre Aufenthalte. Sie betreiben zwar weiterhin ihre Betreuung, aber möchten lieber auf bessere Nachrichten über die Korona-Krise warten. Die meisten von Ihnen haben Angst, sich selbst mit dem Virus zu infizieren, die anderen wollen einfach nicht nach ihrer Rückkehr in Quarantäne gehen.

Pflegedienst

Gelingt es jetzt noch, neue Pflegekräfte zu vermitteln?

Antwort:

Es ist derzeit extrem schwierig, Pflegepersonal für die 24 Stunden Betreuung zu finden, die arbeiten möchten. Aber es gibt noch eine andere Auswirkung auf die gegenwärtige Krise, was wiederum die gute Nachricht für Langzeitpatienten ist.

Viele ihrer derzeitigen Pflegerinnen und Pfleger haben sich entschieden, nicht zurückzureisen, sondern bleiben bei den Pflegebedürftigen. Sie verlängern ihren Einsatz, was sie normalerweise nicht tun. Häufig beschließen 24 Stunden Seniorenbetreuer, die normalerweise sich alle 2 Monate mit einer anderen Betreuungskraft abwechseln, bei dem Kunden zu bleiben, auch wenn der dabei „eingefangen“ ist. Sie vermeiden dadurch eine Reise. Das ist eine gute Lösung, jedoch nur füeinige unserer Kunden. Das wirkliche Problem stellt sich für neue Kunden dar oder für diejenigen, der Betreuer, wie geplant wirklich nach Hause fahren müssen.

Können Sie die Auswirkungen vielleicht sogar schon in Zahlen fassen?

Antwort:

Die Konsequenzen für die Betreuung GmbH sind:

80 % Rückgang von Neukunden (bei Verträgen, die in den letzten 3 Wochen geschlossen wurden).

65 % der 24-Stunden-Betreuer nehmen keine neuen Kunden an.

Keine Veränderung bei der Webseitensuche, die mit der 24 Stunden Pflege zusammenhängen. Das bedeutet jedoch, dass die Menschen im Allgemeinen immer noch auf mit derselben Intensität nach einem Pflegedienst suchen.

Neue Suchbegriffe, die vorher nicht von Bedeutung waren – zum Beispiel gab es in den letzten Tagen eine erhöhte Suche nach dem Begriff „Remdesivir“ oder „Remdesivir“ erhalten, die im direkten Zusammenhang mit der Corona-Krise stehen.

Wenn Sie unsere Zahlen veröffentlichen, erwähnen Sie die Quelle – Betreuung GmbH; https://www.betreuung.com

Wenn Sie weitere, spezifischere Fragen haben, zögern Sie bitte nicht, uns diese mitzuteilen.

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